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Inzucht

Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser wird wenn es anders wird,
aber freilich kann ich sagen, es muss anders werden, wenn es gut werden soll!
(Georg Christoph Lichtenberg, 1742-1799, Deutscher Schriftsteller)

Einer der Meilensteine der Evolution war die geschlechtliche Fortpflanzung. Für die Schaffung der Nachkommen waren nun zwei Eltern notwendig.
Da beide ihre Gene vererbten wurde so mit jeder Generation eine neue Genkonstellation geschaffen. Dieser Mechanismus war die Grundlage für eine wesentlich schnellere Anpassung an Veränderungen der Umwelt, für die Weiterentwicklung der Arten und schließlich die Herausbildung des Menschen.
Die Natur legt von sich aus größten Wert auf genetische Vielfalt und die Vermeidung von Inzucht.

In der Zucht von Rassehunden hingegen hat Engzucht (Inzucht, Inzestzucht, Linienzucht) eine lange Tradition. Sie beschleunigte im 19. und Anfang des 20.Jahrhunderts die Herausbildung der modernen Hunderassen. Eng gezüchtete Linien ermöglichen ein relativ gut vorhersagbares und relativ gleichmäßiges Zuchtergebnis. Ein guter Linienzüchter kann so über einige Generationen hinweg auf den ersten Blick gute, gleichmäßige und rassetypische Hunde produzieren. Der in England und USA angewendete Extremfall von Inzucht über Generationen führt quasi zu geklonten Tieren - aber ebenso zu unsagbarem Leid für die Tiere.

Nicht nur die Engzucht auch die Championzucht, also die vermehrte Zuchtverwendung von auf Ausstellungen prämierten Tieren, besonders Rüden, führt zur genetischen Verarmung einer Rassehunde-Population.

 

Hundezucht 2000
Populationsgenetik in der Kynologie

Es ist aber nicht einmal eine neue Erkenntnis der Genetik, dass Engzucht nach einigen Generationen zum Verlust an Erbanlagen, zur Verringerung der Anpassungsfähigkeit, zur Minderung von Vitalität, Gesundheit und Lebenserwartung sowie zur Häufung von Erbkrankheiten in der betroffenen Population führt.
Seit etwa 10 Jahren hat die Populationsgenetik Einzug in die Kynologie gefunden. Mit erschreckenden Ergebnissen.
Viele Hunderassen sind in einem genetisch kritischen Zustand.

Bereits ein Drittel aller tierärztlichen Kosten geht in die Behandlung solcher Erbkrankheiten, wie H.D.Schall von der Uni Michigan (USA) herausfand.
Aber es sind eben nicht nur diese Kosten, vielmehr zu allererst das - vermeidbare - Leid unserer Hunde, das uns zum Umdenken veranlassen muss!

 

Der renommierte Kynologe und Genetiker Hellmuth Wachtel mahnt:

"Erbdefekte sind das größte Problem der modernen Hundezucht... Inzucht ist daher als Tierquälerei zu betrachten, denn hierbei wird das Hervorbringen schwerkranker Tiere bewusst oder fahrlässig in Kauf genommen... Auszucht ist deshalb praktizierter Tierschutz." (Hundezucht 2000)

Qualzucht hat also nicht nur die Seite des extrem gezüchteten, übertypisierten äußeren Erscheinungsbildes, wie wir es auch von Bully-Champions auf Ausstellungen kennen sondern Qualzucht ist in noch größerem Maße das eben nicht so offensichtliche Problem der angezüchteten Erbkrankheiten und des Verlustes an Vitalität durch Engzucht. Und das betrifft fast alle Hunderassen.
Das Hinterhältige an dieser Form der Tierquälerei ist, dass man sie auf den ersten Blick nicht erkennen kann, dass sie zunächst im Stillen unter der Oberfläche ihr Unwesen treibt.

Der einzelne Züchter muss dies noch nicht einmal erkennen, denn Engzucht lässt sich in fachkundigen Händen über 7-9 und auch mehr Hundegenerationen scheinbar problemlos durchhalten. Diese tickende Zeitbombe zeigt ihre verheerende Wirkung erst mittelfristig. Eine ganze Zwinger-Population bricht dann zusammen und selbst renommierte Züchter geben angesichts der selbst verursachten Katastrophe auf und versuchen mit den gleichen Methoden nicht selten ihr Glück bei einer anderen oder "neuen" Rasse.

Kynologen und Genetiker schlagen daher u.a. folgende Maßnahmen vor:

Vermeidung von Engzucht (Inzucht, Inzestzucht, Linienzucht)

Förderung der genetischen Vielfalt, Auszucht, populationsgenetisch fundierte Zuchtprogramme

begrenzte Verwendung von Champions

Zucht mit gesunden Tieren, weg von der einseitigen Auswahl nach Exterieur
weg von Übertypisierungen und Extremzucht

Zuchtziel

Zuchtziel für die Französischen Bulldoggen sollte für jeden Züchter ein gesunder, frei atmender, agiler, freundlicher, molosserartiger Begleit- und Familienhund, der im Gebäude dem FCI-Standard für diese Rassen entspricht und keine Qualzucht (§11b) im Sinne des Deutschen Tierschutzgesetzes darstellt.

Besonderes Augenmerk wird darauf gelegt

Dass die Hunde frei atmend sind und ein Nasenrücken deutlich zu erkennen ist.

Zuchtziel ist auch eine gerade längere Rute, die sich aber noch im Rahmen des Standards befindet.

Da eine  Keilwirbel, HD-, ED- u. Patella-freie Population erzielt werden soll, ist eine Zulassung zur Zucht nur nach Begutachtung  eines anerkannten Fachtierarztes möglich!

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